Teeberge, Covid, Dschungel, Spiritualität, Panoramen – auf Achse in Nepal

Paragliding in Pokhara

So weit wollte ich es eigentlich nicht kommen lassen: Mein letzter Blogeintrag liegt ganze drei Monate zurück.

Ich könnte zig Artikel über meine Erlebnisse der letzten Monate in Nepal schreiben, aber ich möchte niemanden mit Textbergen überfordern und habe zudem etwas Zeitdruck, während ich diese Zeilen schreibe. Denn in zwei Tagen geht es für mich auf eine beinahe dreiwöchige Wanderung ins Himalaja-Gebirge, genauer gesagt auf den Annapurna Circuit.

Deshalb halte ich mich möglichst kurz und lasse vornehmlich Bilder sprechen.

Inhaltsverzeichnis

Abschied von meiner Schule in Kathmandu

Der 24. Dezember 2021 markierte meinen letzten Arbeitstag als freiwilliger Lehrer in Kathmandu. Ich wollte diese Zeit in einer spektakulären Weihnachtsfeier enden lassen. Klasse 5 studierte mit mir peppige Weihnachtslieder inklusive Zumba-Tänze ein (YouTube-Tutorials sei Dank), während wir in Klasse 8 „What does the Fox say“ und zwei Theaterstücke vorbereiteten. Die Klassen 6 und 7 hingegen mussten in den sauren Apfel beißen und mit mir für ihre Prüfungen in englischer Literatur büffeln.

Zu den Vorbereitungen kamen recht viele Aufträge von Gaming-Redaktionen, die ich dankend annahm, um meine Reisekasse instand zu halten. Entsprechend war ich im November und Dezember viel mit der Arbeit und dazu mit einigen privaten Wehwehchen beschäftigt.

Die Weihnachtsfeier war ein rührender Abschied von meinem Lehrerdasein. Einige Klassen und Schüler wuchsen mir richtig ans Herz und überraschten mich mit kleinen Geschenken und Lobeshymnen. Zudem konnten Freunde, meine Eltern und ich durch eine private Spendenaktion ein wenig Geld für die Schule, meine Gastfamilie und einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sammeln und somit etwas Gutes tun, was ein schönes Gefühl war. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Maxi, Flo, Sven, Andi und meine Eltern für eure Großzügigkeit, die definitiv angekommen ist.

Dennoch war ich froh, als ich die Tafelstifte ablegen konnte. Meiner Freiwilligenarbeit entsprang ein neuer Respekt für Lehrkräfte, denn ich merkte selbst, wie fordernd dieser Job in vielerlei Hinsicht ist – zumindest, wenn man ihn gut machen und den Kindern etwas bieten möchte.

Nach meiner Arbeit durfte ich zwei weitere Wochen in der Schule wohnen bleiben, um noch unerforschte Ecken Kathmandus zu entdecken und mir zu überlegen, wo es als nächstes hingehen sollte. Zu meinen Ausflügen rund um Kathmandu gehörten:

  • die altehrwürdige Stadt Bhaktapur,
  • der Ferienort Nagarkot in den Bergen (dieser sollte ein atemberaubendes Panorama auf die Everest-Bergfront bieten, aber bei mir war es bewölkt und regnerisch, keine Berge in Sicht),
  • „Klein-Tibet“ rund um die Bouddha-Stupa (ein Viertel, in dem tibetische Flüchtlinge leben),
  • die Stadtgebiete Sitapaila und Nagarjun rund um meine Schule,
  • Chandragiri (ein Ort auf einer Bergspitze in Kathmandu, die mit einer Seilbahn erreicht werden kann, wobei wir zurückwandern wollten und uns in ein schnuckeliges Bergdorf verirrten)
  • und als Highlight ein Bungee-Sprung inklusive Canyoning (Abseilen an Wasserfällen) nahe der tibetischen Grenze am 1. Januar 2022. Ich wollte danach direkt noch einmal springen, der Wahnsinn!

Frieren auf einer Farm in Ilam

Meine nächste Station sollte Ilam sein – ein Tee-Anbaugebiet ganz im Osten Nepals und der Nachbarort vom bekannteren indischen Darjeeling. Dort wollte ich auf einer Farm arbeiten und mehr über Tee lernen, bevor ich Nepal im Uhrzeigersinn zu erkunden plante (siehe Karte).

Meine Reiseroute durch Nepal
Meine Reiseroute durch Nepal

Die Fahrt nach Ilam in der ersten Januarwoche dauerte geschlagene 22 Stunden auf abenteuerlichen Straßen in einem zwielichtigen Bus, der mich nach Ilam Bazar führte – dem stadtähnlichsten Ort im Gebiet, der den ältesten Teegarten Nepals beherbergt.

Am nächsten Tag ging es per Jeep zur „Chintapu“-Farm etwa zwei Stunden Richtung Norden, die ich per Workaway gefunden hatte. Ursprünglich wollte ich zehn Tage bleiben, allerdings reiste ich nach sieben wieder ab.

Ich war schlicht zur falschen Saison da. Die Farm hat sich neben Tee auf den Anbau von Kiwis spezialisiert, jedoch konnte ich im Januar nicht mehr tun als den Kuhstall zu säubern, das Kuhfutter zu sammeln und zuzubereiten sowie Feuerholz aufzulesen und kleinzuhacken. Zudem lag die Farm in 2.300 Metern Höhe und mein Bett war lediglich von einer dünnen Holzspanplatte umgeben, was mir Temperaturen von etwa 5 Grad Celsius nachts im Raum brachte. Sobald die Sonne unterging, war es schweinekalt! Dass sich Toilette, Dusche und Waschbecken draußen befanden, machte es nicht besser.

Die einzige Wärmequelle war ein offenes Feuer in der Küche, auf dem alles zubereitet wurde. Entsprechend rochen meine Kleidung und Haare, die Umgebung und auch das Essen stets nach Rauch. Die Familie war sehr herzlich und nett, jedoch nicht allzu bewandert in Englisch, sodass keine tiefsinnigeren Gespräche möglich waren. Zu allem Überfluss hatte ich direkt in der ersten Nacht Magenprobleme und wurde ein wenig krank.

Entsprechend quälte ich mich durch die Kälte und beschloss letztendlich, früher abzureisen und weiter nach Dharan zu ziehen – einer Stadt im sogenannten Terai, dem südlichen und wärmeren Teil Nepals in tiefen Höhenmetern. Dort wollte ich mir einen kleinen „Luxus“ gönnen: ein Hotel mit einer Klimaanlage und warmem Wasser.

Selbstisolation in Dharan

Nach einer abenteuerlichen Fahrt in einem mit 14 Leuten und einer Ziege befüllten Jeep erreichte ich das deutlich wärmere und belebtere Dharan.

Allerdings bemerkte ich bei Abendessen kompletten Geschmacksverlust, was mich zusammen mit meiner weiterhin bestehenden Erkältung stutzig werden ließ. Ein Schnelltest bestätigte: Es war Covid. Am nächsten Tag ließ ich in einem Krankenhaus mehrere Tests über mich ergehen, aber alles war in Ordnung – ich hätte aufgrund meiner milden Symptome nicht einmal in Quarantäne gemusst.

Da ich niemanden anstecken wollte, wählte ich jedoch eine einwöchige Selbstisolation im Hotel, nachdem auch der PCR-Test positiv ausschlug. Mir ging es jedoch rasch besser und auch mein Geschmacks- und Geruchssinn kehrte bald zurück.

Mit ziemlicher Sicherheit hatte ich mich entweder in Kathmandu oder während der Fahrt nach Ilam infiziert – zum Glück steckte ich die Farm-Familie nicht an. Da ich mich nach einer Woche wieder topfit fühlte und meine Ansteckung nun zweieinhalb Wochen zurückgelegen haben musste, begab ich mich in einer weiteren elfstündigen Busfahrt zu meiner nächsten Station.

Safari im Chitwan-Dschungel

Der Chitwan-Nationalpark ist der größte und älteste Nepals. Im Dschungel- und Steppengebiet gibt es freilebende Nashörner, Affen, Hirsche, Krokodile, Elefanten, Bären, Tiger und jede Menge Vögel zu bestaunen. Tigern, Bären und männlichen Elefanten sollte man jedoch besser aus dem Weg gehen.

Da im Nationalpark keine Hotels mehr erlaubt sind, ist der anliegende Ort Sauraha der Ausgangspunkt für Safaris. Nachdem ich nun einige Zeit in sehr authentischen Gegenden unterwegs war, entsprechend wie ein Außerirdischer angestarrt und teilweise regelrecht belästigt wurde, fiel ich im touristischeren Sauraha glücklicherweise nicht mehr ganz so auf.

Am ersten Tag buchte ich eine Wander-Safari mit zwei (gesetzlich vorgeschriebenen) Guides, die mit einer spannenden Bootsfahrt am frühen Morgen durch den Dschungel begann. In unserer insgesamt zwölfstündigen Tour durchs Gebüsch (mein Handy zählte 36.000 Schritte, am Ende zählte ich jeden einzelnen davon mit) sahen wir jede Menge Tiere und auch frische Tigerspuren. Aber am meisten erfreute mich die Klangkulisse, die von den Gesängen und Rufen tausender Vögel durchzogen war und ein urzeitliches Flair vermittelte.

Tag 2 ließ ich etwas ruhiger angehen, genoss eine halbtägige Tour in einem Jeep und bekam einen viel zu kurzen Haarschnitt beim Friseur verpasst (es stellte sich erst später heraus, dass er außer „Okay Sir“ und „No problem“ kein Wort Englisch sprach).

Nach drei Nächten in Chitwan und einer anschließenden sechsstündigen Busfahrt erreichte ich schließlich Lumbini.

Auf den Spuren Buddhas in Lumbini

Lumbini ist (wissenschaftlich wohl recht eindeutig belegt) der Geburtsort des ersten Buddhas, der die Erleuchtung fand und sein Wissen weitergab, welches im Buddhismus kumulierte.

Der Überlieferung nach wusch sich die hochschwangere Mutter des künftigen Prinzen Siddhartha Gautama in einem Tümpel, als sie die Wehen bekam und ihren Sohn wenig später an einem daneben stehenden Salbaum gebar. Wenige hundert Jahre später machte ein indischer König den Ort ausfindig. Er legte einen Markierstein nieder und errichtete eine Säule und Tempelanlage.

Die Tempel wurden im Laufe der Jahrtausende zwar zerstört, jedoch trotzten Säule und Stein der Zeit und wurden im 19. Jahrhundert wiederentdeckt. Wissenschaftlich gesehen ist es wohl recht wahrscheinlich, dass Buddha tatsächlich genau an der Stelle des Markiersteins zur Welt kam, weshalb dieser zu einer der wichtigsten Pilgerstätten von Buddhisten wurde. Rund um den Stein wurde der Maya-Devi-Tempel zu Ehren von Buddhas Mutter gebaut.

Zusätzlich errichteten Japaner eine kilometergroße Parkanlage drumherum, die mittlerweile buddhistische Klöster aus allerlei Ländern beherbergt – auch einen deutschen Tempel gab es. Am anderen Ende des Parks wartet schließlich eine „World-Peace-Pagode“ auf die Besucher.

Leider war mein Tag in Lumbini von schüttendem Regen geprägt. Eigentlich hatte ich vor, mich an diesem heiligen Ort einer Meditationsschule zu unterziehen, jedoch machten mir Covid und die Kälte einen Strich durch die Rechnung – alles war geschlossen. Wenigstens traf ich im Hotel ein deutsches Pärchen aus Leipzig, mit denen ich mich beim gemeinsamen Abendessen austauschen konnte.

Da auch mein Hotelzimmer etwas ungemütlich war und weder stabiles Internet noch warmes Wasser bot, entschied ich mich, nach zwei Nächten und damit früher als geplant nach Pokhara weiterzuziehen.

Pokhara – ein Traum am See

Nach acht Stunden Fahrt in den Norden durch beeindruckende Berglandschaften erreichte ich Pokhara und mein Herz schlug höher. Pokhara ist die zweitgrößte Stadt Nepals und liegt direkt am zweitgrößten See des Landes. Während die eigentliche Stadt ähnlich ist wie jede andere in Nepal, erstreckt sich mit dem Stadtviertel „Lakeside“ direkt am See ein touristisches Naherholungsgebiet.

So schön wie hier hatte ich Nepal bis dahin nicht erlebt. Der See und die umliegenden Berge sind magisch und beruhigend; zudem haben die Hotels und Lokale nahezu westliche Standards und es gibt hier kaum Müll – ein wahrer Segen. Im wahrsten Sinne atemberaubend ist bei klarem Wetter zudem der Blick auf die gewaltige Himalaja-Front, die schlicht sprachlos macht. In wenigen Kilometern erhebt sich die Erde um über 7.000 Meter; ein weltweit einmaliger Anblick.

Ich nahm mir einige Tage, um meine Batterien nach den Strapazen der Reise hier wieder aufzuladen, den Blick des Sees und das zunehmend wärmere Wetter zu genießen. Das Ungemütliche an Nepal im Winter ist der Fakt, dass es hier weder Heizungen noch Isolation gibt. In den Innenräumen ist es fast so kalt wie draußen, was nach mehreren Wochen in täglicher Kälte im wahrsten Sinne an die Nieren geht.

In meiner Urlaubsphase gönnte ich mir auch einen (im Vergleich zu Europa saugünstigen) Paragliding-Flug, der fast schon zum Pflichtprogramm für einen Pokhara-Besuch gehört. Eine Wahnsinnserfahrung, gemeinsam mit den Vögeln zu fliegen, die ich unbedingt wiederholen möchte!

Nachdem ich in Lumbini meinem Wunsch einer Meditationsschule nicht nachgehen konnte, buchte ich in Pokhara ein einwöchiges Meditations- und Yoga-Retreat in etwas abgeschiedener Lage – was sich als äußerst lehrreiche, entspannende und spirituell bereichernde Erfahrung herausstellte. Nicht zuletzte wegen der anderen Kursteilnehmer Giulia, Melina, Simone und Tim, die zu Freunden wurden.

Verrückt: Unter den anderen drei Teilnehmern/innen (zwei aus Italien und eine Deutsche) befand sich eine ehemalige Mitarbeiterin der deutschen PR-Agentur von Nintendo. Wie hoch sind die Chancen, hier am anderen Ende der Welt eine ebenfalls ausgestiegene Branchenkollegin zu treffen? Mittlerweile glaube ich nicht mehr an Zufälle.

Da das Retreat familiär geführt wird (wie fast alles in Nepal), wurden wir sogar auf eine tibetische Hochzeit von Bekannten der Familie eingeladen.

Seit dem Ende des Retreats ist bereits über eine Woche vergangen und auch in Pokhara kenne ich nun einige Leute. Die vergangenen Tage habe ich hauptsächlich als Freelancer gearbeitet, mich meiner neuen Meditations- und Sportroutine gewidmet, das immer frühlingshaftere Wetter genossen und meinen kommenden, eingangs erwähnten Trek vorbereitet.

Ich bin schon sehr gespannt auf die Strapazen und Wunder, die mich tief im Himalaja-Gebirge auf dem Annapurna Circuit erwarten werden. Danach bleiben mir etwa zehn Tage Zeit, bis mein Visum in Nepal ausläuft.

Wie geht es dann weiter? Vielleicht reise ich weiter nach Thailand, vielleicht wird es aber auch Sri Lanka – ganz abhängig davon, ob und mit wie viel finanziellem Aufwand ich einreisen darf. In meinem nächsten Blogbeitrag weiß ich sicher mehr.

Bonus: Modelbilder und veröffentlichte Artikel

Im November wurde ich für die Modemarke Harrington als Model gebucht. Nach einem kurzen Casting folgte ein zehnstündiger Shooting-Tag für Fotos und Videos in einem Luxus-Hotel in Kathmandu, was richtig Spaß machte. Nachfolgend eine Auswahl von einigen bisher veröffentlichten Bildern. Ausgewählte Videos könnt ihr auf meinem Instagram-Profil in meinen Story-Highlights finden. Weiteres Material vom Shooting-Tag wird voraussichtlich weiterhin sukzessive auf den Social-Media-Kanälen von Harrington veröffentlicht.

Wie beim letzten Mal möchte ich hier zudem die mittlerweile veröffentlichten Artikel teilen, die ich als Freelancer schrieb:

GIGA GAMES:

spieletipps.de:

PlayStation-Blog:

PlayCentral:

Mixed.de:

Das war ein äußerst langer Beitrag. Herzlichen Dank an alle, die es bis hierhin geschafft haben!